Drogensüchtige mit Crack-Pfeife (Archivbild): Schwer zu erreichende Klientel

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Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber das Straßenbild in Berlin spricht an einigen Orten Bände: Die Berliner Landessuchtbeauftragten Heide Mutter weiß, dass es in der Hauptstadt bestimmte Plätze gibt, »an denen sehr viel Crack im öffentlichen Raum konsumiert wird«. In dieser Hinsicht berüchtigt sind der in Wedding gelegene Leopoldplatz oder der Görlitzer Park in Kreuzberg.

Konkrete Zahlen sind laut der Suchtbeauftragten aber nur schwer zu erfassen: »Wir haben kein System, um Menschen, die sich im öffentlichen Raum aufhalten, zu zählen«, sagte Mutter der Deutschen Presse-Agentur.

Doch auch in den Konsumräumen, in denen Abhängige unter medizinischer Aufsicht Drogen nehmen, beobachten Suchthilfe-Initiativen wie Fixpunkt eine Zunahme: »Wir sehen, dass Crack eine immer größere Rolle spielt«, sagt Geschäftsführer Raphael Schubert. Seit etwa eineinhalb Jahren beobachte man einen Anstieg des Crack-Konsums in den Räumen.

»Stärker auf die Substanz einstellen«

Laut Angaben der Landessuchtbeauftragten gibt es derzeit fünf Konsumräume und drei Konsummobile in Berlin. Spezielle Angebote für Crack-Abhängige fehlen aber noch. Laut Schubert stellt die Betreuung von Crack-Konsumenten die Helfer und Initiativen vor Herausforderungen, man müsse sich stärker auf die Substanz einstellen.

Crack gilt als extrem schnell süchtig machendes Rauschgift. Die Droge wird auf Kokainbasis, oft vermischt mit Backpulver, hergestellt. Die weiß-gelblichen Kristalle werden erhitzt, bevor das Rauschgift meist mit einer Pfeife geraucht wird. Der Name Crack bezieht sich auf das knackende Geräusch, das beim Konsum der Droge zu hören ist.

»Es ist schwieriger, eine Beratung mit Crack-Konsumenten durchzuführen«, sagt Schubert. »Der Rausch, den die Droge verursacht, kommt und geht schnell«. Durch die aufputschende Wirkung auf die Konsumenten sei Crack im öffentlichen Raum auch sichtbarer. Abhängige müssten die Droge mehrmals täglich beschaffen und zu sich nehmen. Eine Möglichkeit zur Substitution - wie etwa die Einnahme von Methadon bei einer Heroin-Abhängigkeit - gibt es bei Crack nicht.

Zu wenige Experten, keine bezahlbaren Räume

Hinzu komme ein großer Mangel an Fachkräften in den Konsumeinrichtungen. Dass diese stunden- oder tageweise schließen müssen, sei laut der Landessuchtbeauftragten keine Seltenheit. Ein Ausbau der niederschwelligen Hilfsangebote wie Konsumräume sei auch deshalb schwierig, weil sich keine geeigneten und bezahlbaren Räume finden lassen, sind sich Schubert und Mutter einig.

Derzeit prüfe der Senat »ziemlich viele Möglichkeiten«, um das Problem stärker einzudämmen. Unter anderem wird versucht, die Öffnungszeiten der Konsumräume zu erweitern, »sofern Finanzen und Fachkräfte zur Verfügung stehen«, so Mutter. Im Herbst 2024 sei zudem eine Fachtagung mit Experten zur Crack-Problematik in Berlin geplant.

ala/dpa