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Sahra Wagenknecht bei der Vorstellung ihrer neuen Partei: Zwei Sonntagsfragen mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Gerade erst hat die frühere Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht offiziell ihre Partei gegründet, da häufen sich die Spekulationen darüber, wie viel Potenzial das Bündnis bei den kommenden Wahlen hat. Für Thüringen liegen nun zwei Sonntagsfragen mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen vor.

Demnach kommt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) laut einer aktuellen Insa-Umfrage im Freistaat auf 17 Prozent Zustimmung. Das Umfrageinstitut Forsa hingegen sieht BSW in Thüringen nur bei vier Prozent, also unter der Fünfprozenthürde. Forsa hatte zwischen dem 6. und dem 10. Januar 1253 Wahlberechtigte befragt. Insa befragte die Thüringerinnen und Thüringer zwischen dem 8. und 15. Januar. Grundsätzlich sind Meinungsumfragen immer mit Unsicherheiten behaftet: Die erhobenen Daten spiegeln nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind daher keine Prognosen auf den Wahlausgang.

Laut der Insa-Umfrage würde das Wagenknecht-Bündnis Wählende von fast allen Parteien abziehen. Die CDU käme demnach auf 20 Prozent, die regierende Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow erhielte 15 Prozent. Die SPD käme auf sechs Prozent, Grüne auf vier Prozent und die FDP auf drei Prozent. Unangefochten auf Rang eins bleibt in Thüringen allerdings die AfD mit 31 Prozent. Wagenknecht hatte vergangenes Jahr vor der Parteigründung gesagt, sie sehe ihre Partei auch als »seriöse Adresse« für Wählerinnen und Wähler der AfD.

Partei ohne Mitglieder

Rechnerisch wäre bei hohen Prozenten für BSW eine Koalition mit der CDU möglich. Thüringen könnte dann wieder eine Mehrheitskoalition bilden. Aktuell regiert die Linke mit der SPD und den Grünen unter Tolerierung der CDU.

Ob BSW bei der Landtagswahl in Thüringen und bei den Wahlen in Sachsen und Brandenburg überhaupt antreten kann, ist jedoch noch unklar. Zwar beteuerte Wagenknecht jüngst, dass Wahlkämpfe geplant werden. Aktuell fehlt es dem noch jungen Bündnis allerdings an fähigen Kandidatinnen und Kandidaten , auch die Landesverbände müssen aufgebaut werden, Gelder eingetrieben werden. Wagenknecht warnte vor der raschen Aufnahme vieler Mitglieder, stattdessen soll die Partei »kontrolliert und langsam« wachsen.

Wagenknecht sagte, man müsse aufpassen, nicht in die Falle zu tappen, Menschen aufzunehmen, die sich nicht konstruktiv beteiligten oder in eine ganz andere Richtung wollten als in den Gründungsdokumenten der Partei vorgesehen. »Deshalb müssen wir ein bisschen genauer hingucken, wer wird bei uns Mitglied«, sagte sie.

Zumindest die Finanzierung dürfte BSW weniger Probleme bereiten: Nach SPIEGEL-Informationen erhielt die Partei gerade erst eine Spende in Millionen-Höhe durch ein Ehepaar aus Ostdeutschland.

mrc/dpa