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Ein israelischer Soldat in einem Tunnel der Hamas unter dem Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt

Foto: Ronen Zvulun / REUTERS

Terror aus dem Untergrund: Das Tunnelnetz der islamistischen Hamas im Gazastreifen ist laut einem US-Medienbericht womöglich länger als bislang von Israel angenommen. Es sei schätzungsweise rund 560 bis 720 Kilometer lang, meldete die »New York Times«  unter Berufung auf hochrangige israelische Verteidigungsbeamte am Dienstag.

Noch im Dezember gingen israelische Schätzungen dem Bericht zufolge davon aus, dass das Tunnelsystem unter dem Palästinensergebiet rund 400 Kilometer lang ist. Die Zahlen ließen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.

Der Gazastreifen selbst hat eine Länge von rund 45 Kilometern und eine Breite von etwa sechs bis 14 Kilometern. Er ist kaum größer als München. Zum Vergleich: Das U-Bahn-Netz der bayrischen Landeshauptstadt umfasst eine Strecke von 95 Kilometern.

Umfang, Tiefe und Qualität der Tunnel hätten israelische Soldaten und Regierungsvertreter überrascht, hieß es in dem Bericht der »New York Times« weiter. Es gebe zudem rund 5700 separate Schächte, die zu den unterirdischen Gängen führten. Demnach könnten sich allein unterhalb der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens rund 240 Kilometer Tunnel befinden. Israels Armee soll demnach im Gazastreifen Dokumente wie Karten gefunden haben, mit deren Hilfe sie die Tunnel und ihre Eingänge ausfindig machen soll.

Israelische Soldaten zerstörten Armeeangaben zufolge in den vergangenen Monaten viele Kilometer der unterirdischen Routen. Beobachter gehen davon aus, dass sich die Führungsspitze der Hamas in den Tunneln versteckt und sich vermutlich mit den beim Massaker am 7. Oktober aus Israel verschleppten Geiseln umgibt.

Ende der intensiven Kampfhandlungen in Gaza angekündigt

Die intensiven Kampfhandlungen der israelischen Streitkräfte gegen die islamistische Hamas im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums beendet. Auch im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens im Bereich der Stadt Chan Junis werde die intensive Phase der Bodenoffensive bald vorüber sein, zitierte die Zeitung »The Times of Israel« zu Wochenbeginn den israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant.

Ihm zufolge will die Hamas den Krieg vom Gazastreifen nun ins Westjordanland tragen. »Das Ziel der Hamas ist es, Judäa und Samaria (israelische Bezeichnung für das palästinensische Westjordanland) anzuzünden, und wenn möglich auch noch den Tempelberg (in Jerusalem)«, sagte Gallant bereits am Sonntag bei einer Besprechung mit Militärkommandeuren.

Der Hamas sei es mit ihrem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober nicht gelungen, die Israelis zu demoralisieren oder einen Keil zwischen Israel und die USA zu treiben, führte Gallant weiter aus. Deshalb sinne sie jetzt darauf, das Westjordanland und den Tempelberg, eine sowohl den Juden als auch Muslimen heilige Stätte, »in Brand zu stecken«.

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Terrorüberfall im Oktober des Vorjahres haben sich auch die Spannungen und Konflikte im Westjordanland verschärft. Am letzten Freitag hatte das israelische Militär drei Palästinenser erschossen, die eine jüdische Siedlung nahe Hebron mit Schusswaffen angreifen wollten. Palästinenser beklagen wiederum vermehrte Gewalt von jüdischen Siedlern gegen ihre Dörfer und Olivenhaine.

dop/dpa