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»Number Cruncher«-Uhr von Mr Jones Watches: Einer unserer Geschenktipps

Foto: Patrick Beuth / DER SPIEGEL

Endlich keine zwei Brillen mehr: VR-Brillen-Linseneinsätze in Sehstärke

Schon seit Langem teste ich Virtual-Reality-Brillen und eine Erfahrung zieht sich durch: Mich als kurzsichtigen Kontaktlinsenverweigerer nervt es gewaltig, dass ich unter VR-Headsets für ein scharfes Bild auch noch eine normale Brille tragen muss. Fürs Rumprobieren mit Spielen wie »Assassin's Creed Nexus VR« auf Metas Quest 3 habe ich mir dieses Jahr aber einen kleinen Luxus gegönnt, in Form von VR-Brillen-Linseneinsätzen, die zu meiner Sehstärke passen. Alle Angaben, die ich zum Bestellen dieses Hilfsmittels bei der US-Firma Zenni  benötigte, standen im Brillenpass meines Optikers. Und in die Quest 3 einsetzen ließen sich die Brillengläser unkompliziert und wirklich binnen Sekunden.

Auf das Paket aus den USA musste ich neun Tage warten, bezahlt habe ich knapp 90 Euro, Mehrwertsteuer und Versand inklusive. Ein fairer Preis, finde ich, denn die Einsätze sind für mich ein Gamechanger: Es fühlt sich viel, viel besser an, die Quest 3 jetzt ohne weitere Brille nutzen zu können. Und es kann jetzt auch nicht mehr passieren, dass sich meine normale Brille beim Richten oder Auf- und Absetzen des Headsets verbiegt. Im Nachhinein hätte ich die Lösung mit den Linseneinsätzen schon viel früher ausprobieren sollen.

Schade ist nur, dass solche Linseneinsätze, wie es sie auch für andere Headsets und von anderen Anbietern wie dem deutschen Unternehmen VR Optiker gibt , immer nur auf eine bestimmte VR-Brille ausgelegt sind. Mit meinem Playstation-VR-2-Headset etwa kann ich die Quest-3-Einsätze leider nicht verwenden. Aber man kann ja nicht alles auf einmal haben. (Markus Böhm)

Immersiver arbeiten: Curved-Monitor

Mein persönliches Gadget des Jahres ist mein neuer Curved Monitor von Philips, mit 34 Zoll, WQHD-Auflösung und eingebauter Webcam. Ich war schon immer der Typ, der nicht genug Platz auf dem Bildschirm haben konnte. Ein Browser hier, eine Textverarbeitung da. Dazu das E-Mail-Programm, noch ein Browser, vielleicht noch ein Chatfenster und ein Videostream nebenbei. Bisher behalf ich mir mit zwei in die Jahre gekommenen 24-Zoll-Monitoren, die mir zunehmend unpraktisch erschienen. Allein das Kabelgewirr! Mal eben die Monitorhöhe anzupassen, um den Rücken zu entlasten, war nur mit Verrenkungen möglich. Und die Webcam balancierte prekär mal auf dem einen, mal auf dem anderen Bildschirmrand.

Dass nun dieser 34-Zoll-Monitor mein Homeoffice bereichert, habe ich wohl Gamern zu verdanken, die seit Jahren eifrig die gekrümmten Monitore mit Überbreite gekauft und damit den Preis für solche Panels nach unten gedrückt haben. Vor wenigen Jahren kosteten solche Monitore mit für die Büroarbeit angemessenen Leistungswerten noch mehr als 1000 Euro. Für mein Gerät zahlte ich nun weniger als die Hälfte. Statt zweier unschöner Monitorränder habe ich nun ein angenehm leuchtendes Display vor meiner Nase. Nicht überzeugt haben mich lediglich die integrierten Lautsprecher.

Ein klarer Pluspunkt ist der USB-C-Anschluss. Tastatur und Maus habe ich direkt mit dem Monitor verkabelt – und wenn ich diesen nun per USB-C mit meinem Arbeitsrechner verbinde, lässt sich beides auch damit verwenden. Dasselbe gilt für meinen Privatrechner. Sogar mein Tablet könnte ich auf diesem Weg in einen validen Arbeitsrechner verwandeln. Allerdings ist die Steckverbindung nicht so stabil, wie ich es mir gewünscht hätte – ein neues, sündhaft teures USB-C-Kabel ist aber schon in der Post. (Torsten Kleinz)

In Videochats besser aussehen: iPhone Mount

»Kameraübergabe« ist eine blöde Bezeichnung für eine praktische Funktion, die das ein iPhone zur Webcam macht, wenn man einen Mac-Computer benutzt. Apple hat das Feature 2022 mit macOS Ventura eingeführt  und zeigte in seiner Werbung dafür stets ein iPhone, das geradezu am MacBook-Bildschirm zu kleben schien. Eine Halterung, die genau das leisten sollte, brachte dann Belkin auf den Markt und nannte sie »Belkin iPhone Mount mit MagSafe für Mac Notebooks«. Das 35-Euro-Gadget ist klein, leicht und dünn und hält das Handy mit einem Ring aus Magneten fest, daher die Bezeichnung MagSafe.

Die Idee dahinter: Statt der mittelmäßigen Webcam der Apple-Notebooks sollte man die Kameras seines iPhones nutzen, um in Videokonferenzen besser rüberzukommen. Der Nachteil: Wenn man, so wie ich, ein großes und vergleichsweise schweres iPhone nutzt, kann dessen Gewicht die Scharniere der MacBooks überlasten. Wenn ich das Display samt derart angeklemmten iPhone nur um wenige Grad zu weit anwinkelte, klappte der Bildschirm bis zum Anschlag nach hinten. Mitten im Meeting kein gutes Signal. Zudem veränderte die Konstruktion nichts an einem anderen Problem, dass mich an den Webcams von Notebooks nervt: Man schaut auf sie herab, wirkt in Videochats wie ein Big Brother.

Offenbar haben Belkins Entwickler irgendwann selbst gemerkt, dass ihr Produkt kaum sinnvoll nutzbar war und eine neue Version konstruiert, das 45 Euro teure »iPhone Mount mit MagSafe für Mac Desktop-Computer und Displays«. Der Name ist so sperrig wie irreführend, denn tatsächlich passt das Ding nicht nur auf Apple-Displays, sondern auch auf andere. Bei mir klemmt es auf einem Samsung-Bildschirm und sorgt dafür, dass ich in Teams, FaceTime, Zoom und Co. jetzt besser aussehe und in Meetings und Konferenzen nicht nach oben oder unten schauen muss.

Schade ist nur, dass Belkins Entwickler nicht daran gedacht haben, in die Halterung eine Ladefunktion einzubauen. Wenn sich an einem langen Arbeitstag Videokonferenz an Videokonferenz reiht, schröpft das den Handyakku ganz ordentlich, sodass ich abends nicht vergessen darf, das iPhone noch einmal aufzuladen, bevor ich mich etwa mit Freunden treffe. (Matthias Kremp)

Nerdkram fürs Handgelenk: »Number Cruncher«-Uhr

Wenn eine Uhr die Zeit nicht mit Zeigern auf einem Zifferblatt darstellt, sondern mit durchlaufenden oder springenden Zahlen (Englisch: digits) auf unsichtbaren, rotierenden Scheiben, wird das »digitale Anzeige« genannt. Deshalb ist mein »Number Cruncher« von Mr Jones Watches  aus England auch eine digitale Uhr, das reicht als Qualifikation für diese Liste. Eine Spaßuhr für Nerds ist das zahlenfressende Monster für 285 Euro sowieso, schließlich heißt »number crunching« so viel wie Arbeiten mit großen Zahlen- oder Datenmengen.

Das Gehäuse ist mit 37 Millimetern Durchmesser angenehm klein, im Inneren verrichtet ein Automatikuhrwerk seine Arbeit – die Uhr zieht sich also über einen Rotor selbst auf, während man sie trägt. Zwei Nachteile hat die Uhr aus meiner Sicht: Die relativ langen Hörner sorgen dafür, dass sie an sehr schmalen Handgelenken nicht ganz so hübsch aussieht, und das standardmäßig mitgelieferte Stahlarmband wirkt eher billig. Der Hersteller bietet für 25 Euro eine Reihe von schöneren Alternativen an.

Mr Jones Watches arbeitet mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die ungewöhnliche Zeitmesser entwerfen. Nerdy daher kommt zum Beispiel auch das Modell »Ricochet«  (385 Euro) mit drei Flipper spielenden Robotern und ihrem Highscore als Zeitanzeige.

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Azimuth Mr Roboto in Bronze: Der Neupreis liegt bei 7100 Schweizer Franken, sorry

Foto: Patrick Beuth / DER SPIEGEL

Wenn Sie noch mehr Roboter-Look mit Zeitanzeige verschenken möchten, gäbe es da noch die Reihe »Mr Roboto« von Azimuth . Deren Modelle sind schwierig abzulesen, klobig und schwer und sie kosten je nach Ausführung zwischen ungefähr 4000 und 25.000 Euro – aber das ist eben der Preis dafür, einen wirklich nerdigen »conversation starter« am Handgelenk zu tragen. (Patrick Beuth)

Die Toniebox-Alternative mit Spotify: Phoniebox

An sich finde ich Tonieboxen toll. Kinder können die Musikwürfel superleicht bedienen und die Aufsetzfiguren sehen echt putzig aus. Mit meist 17 Euro sind die Figuren meiner Meinung nach aber viel zu teuer. Vier Peppa-Wutz-Plastikschweinchen etwa kosten genauso viel wie das komplette Material für eine selbst gebaute Phoniebox . Das ist eine Toniebox-Alternative für Selbstbastler – und mein Geschenktipp.

Den Bau einer Phoniebox habe ich selbst schon ausprobiert. Dabei habe ich einen Schuhkarton in eine Musikbox mit Aufsetzfiguren aus der Spielzeugkiste verwandelt (meinen Erfahrungsbericht dazu finden Sie hier ). Das hat gelappt, obwohl ich handwerklich absolut talentfrei bin. Ich habe einfach alles mit Klebeband festgezurrt. Auf einen Lötkolben habe ich lieber verzichtet – auch wenn damit noch viel bessere Boxen mit blinkenden Play-Tasten gelingen .

Die Hardware benötigt so wenig Platz, dass sämtliche Bauteile sogar in kleine Schmuckkästchen oder Taschentuchspender passen. Der Kern der Selbstbau-Jukebox ist ein Raspberry Pi, der USB-Lautsprecher mit Sound beliefert. Der Mini-Computer kommt ohne Steckdose aus und wird von einer Powerbank mit Energie gefüttert. Ein Kartenleser scannt münzgroße Funkchips, die sich an Plastik-Spielfiguren oder Stofftiere kleben lassen. An einen günstigen Raspberry Pi kommt man seit Ende der Chipkrise auch wieder deutlich einfacher ran. Ein wenig knifflig ist es allerdings schon, die Software darauf zu installieren. Dafür braucht man Geduld und Experimentierfreude. Je nach eigenem Anspruch beim Gehäusebau lässt sich eine Phoniebox aber locker an einem Wochenende zusammenbauen. (Jörg Breithut)

Jeden Tag das richtige Licht: Dyson Solarcycle Morph

Dyson hat mich dieses Jahr gleich mehrfach überrascht. Dass die Firma des britischen Erfinders Sir James Dyson Staubsauger und Saugroboter herstellt, ist nicht neu. Dass sie mit einem Produkt namens Zone nun auch in den Kopfhörermarkt eingestiegen ist, sehr wohl. Erst recht, weil sie diesen ausgesprochen gut klingenden Kopfhörer auch zum Filtern von Atemluft konzipiert  hat, ein schräges Experiment.

Erst im Herbst bemerkt habe ich, dass Dyson auch Hightech-Lampen herstellt – und nun steht so eine Lampe auf meinem Schreibtisch. Und sie sieht gut aus, sehr gut. Jedenfalls für meinen Geschmack. Zudem steckt die Solarcycle Morph genannte Tischlampe voller Überraschungen. Ihre LED-Leuchte etwa wird von per Flüssigkühlung auf einer niedrigen Betriebstemperatur gehalten, die Abwärme über ein Kupferrohr an die Umgebung abgeben. So soll die Lebenszeit der LEDs auf 181.000 Stunden, umgerechnet etwa 20 Jahre, ausgedehnt werden. Per App kann man der Lampe außerdem mitteilen, wo sie steht. Diese Information nutzt sie, um Lichtfarbe und Helligkeit passend zu Tages- und Jahreszeit anzupassen – man kann das aber auch manuell justieren.

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Warme Hintergrundbeleuchtung: Der Ambientemodus der Dyson-Lampe

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Was mich aber an Dysons Produkt vor allem begeistert, ist der mechanische Aufbau. Mit drei Gelenken kann man die Lampe so verdrehen, dass sie direkt den Tisch anstrahlt oder für eine indirekte Beleuchtung sorgt, indem man sie auf Wand oder Decke ausrichtet. Dreht man ihren Arm über den Standfuß, wird sie dort sanft von Magneten arretiert und produziert durch die gelochte Standsäule ein sehr warmes Ambientelicht.

Leider gibt es bei so viel schönem Licht auch ein paar dunkle Seiten. Etwa, dass die Lampe nur per Bluetooth mit Dysons App spricht und nicht per WLAN ansprechbar ist, sich also weder aus der Ferne steuern noch in Smarthome-Systeme integrieren lässt. Und dann ist da noch der Preis. Die Tischlampe kostet 549 Euro, die Stehleuchte 699 Euro. (Matthias Kremp)