Durch die steigenden Energiepreise gerät der Markt für Heizungen in Bewegung. Während in den Vorjahren die Gasheizungen, die in jeder zweiten Wohnung für Wärme sorgen, oft günstig waren, hat sich das mit den höheren Preisen seit dem vergangenen Jahr teilweise geändert. Nach einer neuen Berechnung ist nun die Wärmepumpe im laufenden Betrieb unter gewissen Rahmenbedingungen günstiger als eine Erdgasheizung, weil die Gaspreise sich so stark verteuert haben.

Jan Hauser

Redakteur in der Wirtschaft.

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Welche Heizung sind lohnt, hängt auch vom Zustand des Gebäudes und dem jeweiligen Verbrauch ab. Wer hier individuelle Antworten sucht, sollte sich zunächst eine Energieberatung ins Haus holen. Danach kann entschieden werden, ob Dämmen, Modernisieren oder ein Heizungswechsel Erfolg verspricht.

Für ein Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr ist nach einer Berechnung des Vergleichportals Verivox momentan für die Gaslieferung rund 2.596 Euro zu bezahlen. Das waren vor sechs Monaten noch 1.402 Euro und ist damit von Oktober 2021 bis März 2022 um 85 Prozent gestiegen. Demnach fällt für eine Wärmepumpe, die auf eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4 kommt und für 20.000 Kilowattstunden Wärme damit rund 5000 Kilowattstunden Wärmepumpenstrom benötigt, hingegen nur 1573 Euro an. Das sind 39 Prozent weniger als im laufenden Betrieb der Gasheizung.

Nun benötigt jedoch nicht jede Wärmepumpe diese Menge an Strom und auch sind die Tarife und Preise zwischen den Versorgern in Deutschland durchaus verschieden. Daher lässt sich das Beispiel nicht generalisieren, aber es zeigt, dass sich durch die steigenden Gaspreise andere Heizungsarten im Vergleich mehr lohnen. In diese Richtung geht es auch, weil der nationale CO2-Preis in den nächsten Jahren die Gaspreise weiter verteuert, während im Sommer die Umlage nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) auf den Strompreis wegfallen soll.

Nur noch Wärmepumpen in zwei Jahren

Die Bundesregierung setzt klar auf den Einbau von Wärmepumpen. Laut dem neuen Entlastungspaket, mit dem die Ampel-Koalition auf die steigenden Energiepreise reagiert, will sie schon im Jahr 2024 nun nur noch neu eingebaute Heizungen erlauben, die möglichst auf 65 Prozent Erneuerbaren Energien kommen. Dies läuft nach Fachleuten auf die Wärmepumpe hinaus und war im Koalitionsvertrag noch erst für ein Jahr später vorgesehen.

Grünen-Chefin Ricarda Lang sieht darin „nichts anderes als der Abschied hier in Deutschland von der fossilen Gasheizung“. Damit Hauseigentümer alte Heizungen austauschen, soll ein Programm für den Gaskesselaustausch im Bundesprogramm effiziente Gebäude überarbeitet werden. „Hierzu werden wir bei Industrie, Handwerk und Privathaushalten eine große Wärmepumpen-Offensive starten“, heißt es in dem gemeinsamen Papier von SPD, Grüne und FDP zum Entlastungspaket.

Je nach Effizienz der Wärmepumpe sieht die Beispielrechnung auch anders aus. Hat diese eine JAZ von 2,7 benötigt sie rund 7500 Kilowattstunden Strom und kommt auf Kosten von 2310 Euro. Das liegt noch 11 Prozent unter den Gaskosten, aber verringert den Unterschied.

Lohnt sich erst in zehn Jahren

Allerdings kommt zur Wärmepumpe immer auch eine wesentliche Anfangsinvestition hinzu. „Geht man von einem Preis von rund 20.000 Euro inklusive staatlicher Förderung aus, könnte sich der Umstieg auf eine effiziente Wärmepumpe bei den aktuellen Preisen innerhalb von 10 Jahren amortisieren“, sagt Thorsten Storck von Verivox. Jedoch sind die Preisspannen für die Heizsysteme und die notwendigen Umbauarbeiten groß und hängen von der individuellen Situation ab, wie er weiter ausführt. Neben den reinen Ausgaben für die Wärmepumpe ist es teilweise auch sinnvoll, die Heizkörper zu tauschen, damit die Heizung effizienter läuft und die Vorlauftemperaturen geringer sind. Das kostet zusätzlich.

Die Bundesregierung fördert die Anfangsinvestition für die Wärmepumpe auch. Wer etwa seine Gasheizung mit einer Wärmepumpe tauscht, kann sich davon 35 Prozent vom Staat bezahlen lassen. Im neuen Fortschrittsbericht Energiesicherheit von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) heißt es: „Wir finanzieren ein Austauschprogramm von Gasheizungen zu Wärmepumpen.“

„Wegen der hohen Großhandelspreise werden die Strompreise für Wärmepumpen aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten weiter ansteigen – das gilt allerdings auch für die Gaspreise“, sagt Thorsten Storck von Verivox. „Im Neubau sind Wärmepumpen bereits jetzt die beliebteste Heiztechnik. Auch in Bestandsgebäuden kann sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe lohnen. Das hängt jedoch stark von den baulichen Gegebenheiten ab.“