Der Wahnsinn ist nicht zu übersehen. Riesengroß und bedrohlich stechen die Zahlen derzeit an den Preistafeln der Tankstellen ins Auge: 2,10 Euro! Ja, unglaublich, so viel kostet ein Liter Super derzeit. Noch vor Weihnachten hat man dafür gerade mal 1,60 Euro bezahlt. Eine Tankfüllung verteuert sich nun um 25 Euro.

Dyrk Scherff

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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Erst war es die stark wachsende Ölnachfrage durch die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie, die schon 2021 steigende Spritpreise bescherte. Dann sorgte Wladimir Putin mit seinem Ukraineeinmarsch für den nächsten, noch viel heftigeren Schub. Und niemand weiß, ob bald eine weitere Eskalation folgt, etwa das diskutierte Ölembargo. Es würde die Preise nochmals nach oben katapultieren. Am Donnerstag hat die Regierung beschlossen, die Steuern auf Benzin so zu senken, dass Super um 30 Cent und Diesel um 14 Cent billiger werden können. Das gilt aber nur für drei Monate, und wirklich günstig ist das dann auch nicht. Langfristig dürften die Spritpreise durch CO2-Abgaben sowieso steigen.

Vor diesem Hintergrund wird eine Dauerfrage vieler Autofahrer noch aktueller: Lohnt sich vielleicht ein Elektroauto jetzt viel mehr als noch vor einigen Monaten? Schließlich verbraucht es keinen Sprit. Ist es dadurch bei den Kosten mittlerweile dem Benziner ebenbürtig? Die F.A.S. hat das ausrechnen lassen. Den Vergleich hat der Automobilclub „Mobil in Deutschland“ für die Sonntagszeitung erstellt. Er hat dabei natürlich berücksichtigt, dass auch Strom teurer geworden ist, durch die baldige Abschaffung der EEG-Umlage aber auch von Abgaben entlastet wird.

Tesla Model 3 gegen Audi A4 – wer ist preiswerter?

Basis der Rechnung war ein Vergleich von Teslas Model 3 – dem 2021 am meisten verkauften Elektroauto in Deutschland – mit einem benzinbetriebenen Audi A4 40 TFSI S Tronic mit rund 200 PS. Beide sind Limousinen der Mittelklasse und in ihrer Leistung und Ausstattung in etwa vergleichbar gewählt. Berücksichtigt wurden die Anschaffungskosten unter Abzug des Umweltbonus, den sich Staat und Hersteller teilen. Er beträgt im Beispiel einmalig 7500 Euro, weil die Modelle mehr als 40.000 Euro Listenpreis kosten. Darunter hätte es sogar 9000 Euro gegeben.

Bei den laufenden Kosten fließen Kfz-Steuer, Versicherung und die Fahrtkosten für Strom oder Super in die Rechnung ein. Dabei wurden mehrere Szenarien zugrunde gelegt: verschiedene jährliche Fahrleistungen und unterschiedliche Strom- und Spritpreise, je nachdem, ob man mit weiteren Steigerungen oder mit einer dauerhaften Entspannung rechnet. Die Gesamtkosten werden für fünf Jahre ermittelt, nach denen viele Fahrer ein anderes Auto anschaffen. Nicht berücksichtigt wurden TÜV- und ASU-Kosten sowie laufende Wartungskosten, die bei Stromautos noch schwer zu kalkulieren sind. Auch ein Weiterverkauf nach fünf Jahren wird nicht mit einkalkuliert, denn noch ist unklar, wie sich die Restwerte entwickeln werden. Es könnte sein, dass in ein paar Jahren Verbrennerautos schwerer zu verkaufen sein werden.

Das Ergebnis der Rechnungen überrascht: Das Elektroauto liegt bei den Gesamtkosten in allen Szenarien niedriger als der Benziner (siehe Tabelle). Je mehr Kilometer es fährt, desto größer ist der Kostenvorteil, weil die Fahrtkosten je 100 Kilometer niedriger als beim Verbrennerauto sind. Normalerweise wird dieser Vorteil durch die höheren Anschaffungskosten der Strommodelle aufgezehrt. Doch der Umweltbonus macht den entscheidenden Unterschied aus. Dadurch sinken die Kaufpreise auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau, und das Elektroauto gewinnt dadurch den Vergleich. Der Rabatt soll noch bis Ende 2025 gezahlt werden.

Nun sollte der Vergleich nicht als allgemeingültig angesehen werden. Es gibt viele Stellschrauben, die die Rechnung beeinflussen und im Zweifelsfall auch mal den Verbrenner zum Sieger machen. Aber das Batterieauto hat im Vergleich zu früher deutlich aufgeholt und ist zumindest bei den Kosten häufig ebenbürtig.