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Fürst Edmund von Clary-Aldringen wusste, was er tat, als er 1881 das Hotel „Sokolí hnízdo“ mit 50 Betten erbauen ließ. Majestätisch thront es über den Wäldern der Böhmischen Schweiz ganz im Norden Tschechiens, eingerahmt vom Pravčická brána, dem Prebischtor – der größten natürlichen Sandstein-Felsbrücke Europas mit einer Spannweite von 26,5 Metern.

Bis auf jenes Hotel, das mit deutschem Namen übrigens „Falkennest“ heißt, gibt es in diesem Teil des Nationalparks außer Bäumen und Felsen exakt gar nichts. Kein Strom und wahrscheinlich erst recht kein Handynetz. Während ich noch darüber nachdenke, piept und vibriert in meiner Hosentasche aufgeregt ein riesiger Kasten.

„In“ meiner Hosentasche ist höchstwahrscheinlich übertrieben – denn das Smartphone, dass ich seit nunmehr drei Monaten jeden Tag mit mir herumtrage, ist so groß, dass es aus der Tasche bisher jeder Jeans herausgeragt hat. So groß, wie sein Name lang ist: Denn das „Samsung Galaxy Note 20 Ultra 5G“ misst stolze 6,9 Zoll. Das sind umgerechnet fast 18 Zentimeter voller Bildschirm. Unter dem Bildschirm scheint also ziemlich viel Platz für große Antennen zu sein. Das Netz steht, die Wanderung kann weitergehen – immer dem 18-Zentimeter-Riesen hinterher.

Die Handys werden wieder größer

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Früher hießen solche Geräte „Phablets“ – eine Kreuzung aus „Phone“ und „Tablet“ und wer die Handy-Giganten mit sich herumschleppte, wurde dafür milde belächelt. Handys waren klein und kompakt, ließen sich im besten Falle zusammenklappen, um noch weniger Platz zu beanspruchen.

Heute werden die Geräte ohnehin immer größer, seit 2010 ist die Durchschnittsgröße um 72 Prozent auf zuletzt 5,5 Zoll gestiegen. Doch die Note-Serie von Samsung ist gewissermaßen der Display-König auf dem Markt. Kein Hersteller verkauft größere Smartphones. Warum tut man so was – und vor allem: Wofür braucht man das, habe ich mich vor meinem Test gefragt. Drei Monate später kenne ich die Antwort.

Das Galaxy Note 20 Ultra 5G ist 208 Gramm schwer

Quelle: Samsung

Ein Teil davon: Das Riesen-Handy ist ein perfekter Reisebegleiter. Es vereint interaktive Karten, eine großartige Kamera und einen Reiseführer mit ausgezeichnetem Empfang in einem Gerät. 208 Gramm ist das Ergebnis schwer.

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Für eine Profi-Kamera ist das verdammt wenig, denn bei zwei Urlaubsreisen entlang der Donau und in die Böhmische Schweiz, schafft es der Samsung-Bolide ohne Probleme, meine Fotokamera zu verdrängen.

Grund dafür ist das verbaute Kamera-Set-up auf der Rückseite – die 108 Megapixel starke Hauptkamera sowie die Tele- und Makroobjektive mit jeweils 12 Megapixeln sind absolute Allrounder.

Herumgepose mit 8K

Sowohl bei schwierigen Lichtverhältnissen als auch bei Sonnenschein und Gegenlicht lassen sich mit dem Samsung-Handy ausgezeichnete Fotos knipsen – der Mehrfachkamera-Blende (F1.8, F2.2, F3.0) sei Dank. Mit 5-fachem optischem und bis zu 50-fachem digitalen Zoom lassen sich auch entfernte Motive heranholen, ohne dass der Detailgrad zu sehr darunter leidet.

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Videos lassen sich sogar in 8K-Auflösung (7680 mal 4320 Pixel) drehen oder als Super-Slow-Motion-Aufnahmen mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde. Zum Vergleich: Das menschliche Gehirn verarbeitet ungefähr 30 Bilder pro Sekunde – wenn es gut in Form ist.

Hervorstechendes Feature: Die Kameras

Quelle: Samsung

Klar: Solche Zusatzfunktionen sind Spielereien, Herumgepose von Samsung, mit dem das südkoreanische Unternehmen zeigt, was technisch möglich ist. Im Alltag drehe ich solche Videos nicht, die schnell einen Großteil der 512 Gigabyte Speicherplatz verzehren würden. Auch, weil es an passenden Abspielgeräten fehlt, die mit der 8K-Auflösung wirklich etwas anfangen könnten. Denn dafür reicht Samsungs hauseigenes Display nicht aus – obwohl es zweifelsfrei zu den Highlights des Galaxy Note 20 Ultra 5G zählt.

Der 6,9-Zoll-Bildschirm löst mit 3088 zu 1440 Pixeln in sogenanntem „Quad HD+“ auf. Hier lassen sich sämtliche Details erkennen, Fotos werden mit hohem Kontrast dargestellt und Texte sind gestochen scharf und flimmern nicht.

Ähnlich hochwertig präsentiert sich der Rest des Smartphones: Der Farbton „Mystic Bronze“ schimmert elegant und macht auch in jedem Besprechungsraum eine gute Figur. Trotz seiner Größe liegt das Handy sehr gut und sicher in der Hand, auch wenn die große Kameraeinheit auf der Rückseite etwas zu weit und spürbar scharfkantig aus dem Gehäuse ragt. Trotzdem: Ich halte das Samsung-Handy gerne in der Hand – denn bedienen lässt es sich ebenfalls angenehm.

Der verbaute Exynos 990 Prozessor treibt das Gerät zu guten Leistungen – etwa bei der Bildbearbeitung oder bei komplexen Spielen wie „Fortnite“. Zudem gehen Arbeitseinsätze schnell von der Hand, auf dem großen Display lassen sich auch längere Texte fehlerfrei schreiben. Schließlich ist die virtuelle Tastatur auf dem Bildschirm auch fast so groß wie auf einem Tablet.

Schade ist allerdings, dass bei der Leistung noch deutlich mehr drin gewesen wäre: Denn auf seinem Heimatmarkt verkauft Samsung das Handy auch mit dem Snapdragon 865+ Prozessor – und der ist einfach deutlich schneller und akkuschonender.

Lange Touren brauchen Extra-Akkus

Denn in der Böhmischen Schweiz erweisen sich die riesigen Ausmaße und der hauseigene Prozessor als toxische Defizit-Kombination des Geräts: Beim Abstieg vom Prebischtor beginnt das Riesen-Handy zu murren – der Akku geht zur Neige. Auf dem Papier liegt die Akkuleistung bei 4500 Milliamperestunden und soll laut Hersteller für bis zu 15 Stunden Internetnutzung oder 75 Stunden Musikwiedergabe reichen.

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Doch das ist vollkommen übertrieben. Denn zur Wahrheit gehört: Bin ich mit dem Gerät auf einer Tagestour unterwegs, habe ich meist zwei externe Akkus im Gepäck, um das Handy mit Strom zu versorgen.

Besonders kontinuierlicher GPS-Empfang scheint dem Handy im Test zuzusetzen. Wer zeitgleich noch fotografiert und beim Wandern Musik hört, braucht nach sechs Stunden frischen Strom. Und mit zwei externen Akkus im Gepäck steigt das „Gesamtgewicht“ des Handys schnell um mehrere Hundert Gramm.

Sicher: Das ist eine Ausnahmesituation und bei normaler Nutzung im Büro oder im Wochenend-Alltag reicht der Akku bis zum Tagesende, doch spätestens dann braucht das Handy neue Energie. Das alles liegt deutlich unter Samsungs Herstellerangaben.

Ach so: Einen Stift hat das Note-Handy übrigens auch – das ist für die Geräte Tradition und quasi namensgebend. Verstaut wird er in einem Einschub-Fach an der Unterseite. Mit ihm lassen sich etwa handschriftliche Notizen machen oder wie mit einem Zauberstab Gesten ausführen, mit denen sich dann das Smartphone fernsteuern lässt.

Ich halte es an dieser Stelle mit Apple-Ikone Steve Jobs, der einst fragte: „Wer bracht einen Stylus?“ Seine und meine Antwort: „Niemand braucht einen Stylus“. Mittlerweile hat zwar auch der Apfel-Konzern dieses Versprechen gebrochen – allerdings nur bei der Tablet-Bedienung. Auf einem Smartphone ist ein Stift für mich nutzlos.

Einst war er für die Note-Reihe ein Alleinstellungsmerkmal, heute ist er kein Kaufgrund mehr. Gerüchteweise wird sich Samsung in diesem Jahr von der Note-Serie trennen und den Stift als Zugabe zur Galaxy-Reihe verkaufen oder direkt in seine faltbaren Z-Smartphones integrieren. Um den Stift wäre es nicht schade, um das Riesen-Handy schon. Denn dieses Gerät kauft man sich in der Regel wegen seines gigantischen Bildschirms. Die Kamera und das elegante Design runden die Liste der Kaufgründe ab.

Zumindest dann, wenn man den üppigen Preis dafür zahlen will. Für 1266 Euro kam das Smartphone im August 2020 auf den Markt. Mittlerweile ist der Preis auf rund 900 Euro gesunken. Für ein Handy ist das immer noch eine Menge Geld, doch im Vergleich zu Apple-Geräten verfallen Samsung-Handys rasant im Preis.

Das liegt vor allem daran, dass die Südkoreaner den Markt kontinuierlich mit neuer Hardware fluten. Ob A- oder M-Serie, S-Modell, Note-Reihe oder Fold-Smartphone, kaum ein Monat vergeht ohne neue Handys. Zuletzt legte Samsung am 14. Januar das Galaxy S21 in seinen verschiedenen Ausführungen nach.

Für das Note 20 könnte das einen weiteren Preisverfall auslösen. Stoßen die Telefone in den kommenden Monaten an die 800-Euro-Marke, können Smartphone-Sucher über einen Kauf nachdenken. Die Geräte werden in diesen Tagen auf die aktuelle Software-Version Android 11 aktualisiert, die Hardware auf dem Markt ist kaum schneller geworden. Und beim dann fairen Kaufpreis reicht das Geld mindestens noch für einen Zusatzakku.