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Gut drei Monate nach Beginn der Corona-Impfungen sollen sich Hamburgerinnen und Hamburger nun auch in ihren Hausarztpraxen impfen lassen können. Noch in dieser Woche beginnen die Hausärzte mit der Aktion, wie der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH), Walter Plassmann, am Dienstag sagte.

Von den 940.000 Impfdosen, die Bund und Länder erwarteten, würden schätzungsweise 20.000 auf Hamburg entfallen. Wie viele der 1200 Hamburger Hausarztpraxen sich an der Aktion beteiligen, könne niemand sagen.

Grundsätzlich sei die Impfung in den Praxen die Normalität in Deutschland. „Das Impfen kehrt dahin zurück, wo es eigentlich hingehört“, sagte Plassmann. Wegen der laufenden Auslieferung des Impfstoffs werde es nicht vor Mittwochmittag mit den Impfungen losgehen, ergänzte der Vorsitzende der Vertreterversammlung der KVHH, Dirk Heinrich.

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Plassberg appellierte an die Bürger, sich nicht von sich aus in den Praxen zu melden. Die Ärzte würden ihre Patienten benachrichtigen. Andernfalls drohten die Praxen lahmgelegt zu werden. Die Impfpriorisierung sieht vor, dass zurzeit hauptsächlich Menschen über 75 Jahren geimpft werden.

Möglichst unbürokratisch

Plassmann geht davon aus, dass die Ärzte die Impfverordnung großzügig auslegen werden. Der gelieferte Impfstoff solle schnell verimpft werden, ohne dass jeweils eine Zweitdosis zurückgelegt werde. Die Industrie habe zugesichert, dass weitere, größere Lieferungen kämen.

Allein im April werden bundesweit mehr als 15 Millionen Dosen erwartet. Und damit mehr, als im gesamten ersten Quartal gespritzt wurden, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erläuterte. Im zweiten Quartal sollen insgesamt 70 Millionen Dosen anrollen.

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Zunächst werde in den Praxen nur der Biontech-Impfstoff eingesetzt. Dieses Präparat könne 120 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt werden. Werde eine Ampulle geöffnet, müssten die sechs Dosen innerhalb von ein bis zwei Stunden verimpft werden, erläuterte Heinrich. Sollte für die letzte Dosis aus der angebrochenen Ampulle gerade kein über 75-Jähriger zur Verfügung stehen, werde man auch einen 70- oder 65-Jährigen impfen.

Das sei allemal besser, als Impfstoff wegzuwerfen. „Es ist wichtig, dass viel geimpft wird, und nicht so wichtig, dass der Bürokratie genügegetan wird“, betonte Plassmann.

Impfzentrum bleibt weiter in Betrieb

Im Hamburger Impfzentrum in den Messehallen waren am Ostersonntag 6600 Menschen geimpft worden. Das war die bislang höchste Tageszahl. Am Ostermontag sei die Zahl wieder auf knapp 6200 gesunken, sagte Heinrich. Es hätten mehrere hundert Menschen Impftermine vereinbart, die noch gar nicht impfberechtigt gewesen seien.

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Das Impfzentrum soll vorläufig noch weiter betrieben werden. Beim Impftempo liegt Hamburg mit 12,8 Prozent bei den Erst- und 5,4 Prozent bei den Zweitimpfungen im Durchschnitt der Bundesländer. Deutschlandweit sind 12,7 und 5,5 Prozent der Bevölkerung geimpft.

Die Hausärzte sollen in den nächsten Wochen auch mit dem Impfstoff von Astrazeneca beliefert werden. In Hamburg seien ihm bislang keine Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bekannt geworden, sagte Heinrich. Wegen mehrerer Fälle in anderen Bundesländern hat die Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen, das Präparat in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren einzusetzen.

Es seien nach dem Impfen – mit Astrazeneca, aber auch mit den Stoffen von Biontech und Moderna – vereinzelt allergische Reaktionen aufgetreten, erklärte Heinrich weiter. Diese seien jedoch keine Reaktionen auf den eigentlichen Impfstoff, sondern auf Hilfsstoffe. Die Fälle seien alle ärztlich beherrschbar gewesen.