Nicht nur die Spieler, auch die Vorstände bekommen längerfristige Arbeitsverträge. Dies ist Teil der Strategie der Eintracht, und so verwundert es auch nicht, dass sich Axel Hellmann gemeinsam mit Aufsichtsratschef Philip Holzer auf eine vorzeitige Verlängerung seines ursprünglich bis einschließlich 30. Juni 2023 gültigen Kontrakts geeinigt hat. Die Zusammenarbeit des Vorstandssprechers mit dem Frankfurter Fußball-Bundesligaverein ist nun bis Mitte 2027 fixiert.

Ralf Weitbrecht

Sportredakteur.

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Hellmann ist ein Kind der Eintracht. Seit zehn Jahren schon sitzt er im Vorstand. Zu Beginn zuständig für das Ressort Finanzen. Doch schon damals war klar, dass die Verwaltung des Geldes beim später zum Vorstandsmitglied aufgestiegenen Oliver Frankenbach in den besten Händen ist.

In der Weise, wie Frankenbach sich akribisch um Zahlen, Daten, Fakten kümmert und vereinsintern deshalb „ZDF“ genannt wird, ist Hellmann der Mann für die strategischen Dinge. Marketing, Digitalisierung, Internationalisierung – der umtriebige Jurist in Würzburg geboren, sich aber als Frankfurter fühlend, ist der „Tausendsassa“, wie ihn Holzer am Montag auf einer Pressekonferenz in den Katakomben der Arena bezeichnete.

„Mit einer hohen Dynamik und dem ihm typischen Optimismus“

Holzer nannte viele Felder, auf denen sich Hellmann austobt und die Eintracht auf neue Stufen gehoben hat. Eigenvermarktung, Bau des Proficamps, Übernahme des Stadionbetriebs, NFL-Spiel 2023 in der Arena, Öffnung der Außenbüros in Peking und New York, Integration des 1. FFC Frankfurt: „Axel ist all das mit einer hohen Dynamik und dem ihm typischen Optimismus angegangen“, sagte der einstige Investmentbanker Holzer, der als Nachfolger von Wolfgang Steubing seine Berufung darin gefunden hat, als Aufsichtsratsvorsitzender die Geschicke der Eintracht maßgeblich zu verantworten und voranzutreiben.

Mit Hellmann als einer Art Lokomotive, die scheinbar ständig unter Dampf steht und sich nicht damit zufriedengeben wird, „nur“ Vorstandssprecher des Traditionsvereins Eintracht zu sein. Der Weg sollte ihn in diesem Spätsommer wohl auch in das Präsidium der Deutschen Fußball Liga führen. Und auch ein Engagement in höheren Sphären ist denkbar. Hellmann hat das Ziel und es am Montag genau so gesagt, dass die Eintracht sportlich, wirtschaftlich und kaufmännisch einer der vier führenden deutschen Traditionsvereine werden soll – hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund, die er als nicht einholbar einschätzt.

Eine Bundesliga mit gewachsenen Vereinen wie Werder Bremen, Schalke 04, Hamburger SV, 1. FC Köln und VfB Stuttgart – das würde dem 50 Jahre alten Macher gefallen. Mittendrin die Eintracht, für die er eine „Eigenerlösstruktur“ als eine Art Lebensversicherung betrachtet. „Sie bildet das Rückgrat von Eintracht Frankfurt“, sagte Hellmann am Montag. „Die wirtschaftliche Vernunft muss bei der Eintracht immer regieren“, wohlwissend, „dass uns Corona außerordentlich wehgetan hat“. Hellmann fügte an, „dass wir 200 Millionen Euro Umsatz aus eigener Kraft stemmen. Wir sind Musterknaben.“

Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

Beim Blick zurück und beim Blick nach vorn ist Hellmann voller Zuversicht. „Wir haben es gemeinsam in den vergangenen Jahren geschafft, Eintracht Frankfurt unter den ersten zehn Klubs in Deutschland zu verankern und mit sportlichen Erfolgen, finanzieller Stabilität und hoher kaufmännischer Kompetenz zu einem Aushängeschild im deutschen und europäischen Fußball zu machen“, sagte der Vorstandssprecher.

„Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre haben wir gemeinsam verabredet, dass wir diesen Weg von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitiger enger Bindung an unsere Fanbasis und die Region weitergehen wollen.“ In der Bundesliga beständig in den Top Ten und wann immer es geht, sich für Europa zu qualifizieren: Bei dieser Zielsetzung besteht zwischen Hellmann und Holzer hundertprozentiger Konsens.

Ende des Jahres, parallel zur WM in Qatar, soll es mit dem Ausbau des Stadions losgehen. „Die Stadt ist dabei voll im Wort“, sagte Hellmann. 8500 zusätzliche Plätze soll es geben; bei Fertigstellung könnte die Eintracht dann 60 000 Zuschauern Einlass zu nationalen und angestrebten internationalen Spielen bieten. Wenn in eineinhalb Wochen der FC Barcelona zum „Jahrhundertspiel“ nach Frankfurt kommt, wie Holzer schwärmte, werden es nach Lage der Dinge „nur“ 48 000 Besucher sein.

„Wir sind hungrig“, sagte der Aufsichtsratschef der Eintracht über die grundsätzlichen Ambitionen des Klubs. „Wir wollen nichts verwalten. „Wir sind Teil der Bundesliga, und an der 50+1-Regel werden wir nicht rütteln.“ Holzer sprach von den vergangenen Europapokalreisen nach Piräus, Istanbul und Sevilla, die man nicht nur sportlich, sondern auch atmosphärisch und in persönlichen Gesprächen dazu genutzt habe, der Eintracht über die Landesgrenzen hinaus Gehör zu verschaffen. „Eintracht Frankfurt macht eine sehr gute Figur. Wir können sehr gut mithalten.“

Um nicht nachzulassen, will Hellmann aktiv vorangehen. „Wir wollen in die Gremien gehen“, sagte er. „Wenn es gewünscht ist, stelle ich mich zur Verfügung.“