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Der FC Bayern muss in den kommenden Wochen wohl eine der wichtigsten Personalentscheidungen der vergangenen Jahre treffen. Nach dem verdienten Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain deutet alles darauf hin, dass Trainer Hans-Dieter Flick den deutschen Rekordmeister im Sommer verlassen wird. Das wäre bitter für den Klub: Er würde einen der erfolgreichsten und einen sehr empathischen Trainer verlieren.

Flicks Monolog im Interview bei Sky nach dem Rückspiel (1:0, Hinspiel 2:3) klang in Teilen wie eine Abschiedsrede. Er mache sich Gedanken, betonte Flick. Und erwähnte erstmals den Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei dem er zu Recht als Topkandidat auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw für die Zeit nach der EM gilt. Für den deutschen Fußball wäre Flick als Bundestrainer ein Gewinn.

Die Bayern müssen sich also voraussichtlich einen neuen Trainer suchen. An erster Stelle auf ihrer Liste sollte für sie Julian Nagelsmann stehen. Der erst 33-Jährige von RB Leipzig hat in den vergangenen Jahren bewiesen, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten er als Coach hat. Und Erfahrungen in der Champions League gesammelt.

Nagelsmann wäre die richtige Lösung

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Es wäre Nagelsmanns erste Station bei einem Weltklub. Trotz seiner inzwischen fünf Jahre als Bundesliga-Coach wäre er einer der unerfahrensten Trainer in der Vereinsgeschichte. Doch der FC Bayern muss dieses Risiko eingehen, Nagelsmann wäre die mutige und richtige Lösung. Und für den jungen Trainer der nächste, logische Schritt.

Für die Münchner kann die aktuelle keine sehr gute Saison mehr werden. Frühes Aus im DFB-Pokal gegen den Zweitliga-Klub Holstein Kiel, als Titelverteidiger nicht unter die letzten vier in der Königsklasse gekommen, das Maximum wäre ein Titel, die Meisterschaft.

Schätzen sich sehr: Hans-Dieter „Hansi“ Flick vom FC Bayern und Julian Nagelsmann von RB Leipzig. Nagelsmann könnte nach Flicks „Abschiedsrede“ als Trainer zum Rekordmeister wechse...ln

Quelle: AFP/ANNEGRET HILSE

Ein Grund für das Ausscheiden gegen Paris waren die vielen Verletzten, in Robert Lewandowski und Leon Goretzka fehlten zwei Schlüsselspieler. Und im Hinspiel vergaben die Bayern viele Torchancen. Es war auch Pech – aber längst nicht nur.

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Der Klub muss seine Kaderplanung, seine Hierarchie und sein Timing hinterfragen. Die Münchner konnten Flick bislang offenbar keine Perspektive aufzeigen, die für ihn attraktiv ist. Der Machtkampf zwischen ihm und Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde in der entscheidenden Saisonphase immer deutlicher.

Wie viel Einfluss auf die Transferpolitik und Zusammenstellung der Mannschaft muss beziehungsweise darf unser Trainer haben? Diese Frage müssen die Bayern neu bewerten und beantworten. Auch der Umgang mit dem verdienten Spieler Jérôme Boateng, im Rückspiel gegen Paris einer der Besten, wirft die Frage auf, ob die Führung in solch emotionalen Personalien nicht cleverer und fairer agieren muss. Die interne Kommunikation scheint zum Teil extrem verbesserungsbedürftig.

Entscheidender Mann wird hier Oliver Kahn sein. Der Vorstand übernimmt zum Jahresende den Vorsitz des Gremiums von Karl-Heinz Rummenigge. Kahn muss jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Dazu gehört, im Falle des Flick-Abgangs mit Salihamidzic den richtigen Trainer auszuwählen. Und für die letzten Wochen der Saison den Klub so gut wie möglich zu befrieden.

Ansonsten droht es nach der erfolgreichsten Saison der Klubgeschichte eine Spielzeit zu werden, die als eine FC-Hollywood-Saison in die Klubhistorie eingeht.