Guten Abend,
der Krieg in der Ukraine hat inzwischen viele Vertriebene in die Region geführt. Wir haben eine Flucht aus Charkiw rekonstruiert und mit geflohenen Wissenschaftlern gesprochen, die sich hier nun im Rahmen eines Stipendiums aufhalten. Zudem macht sich der Industrieparkbetreiber Infraserv darüber Sorgen, was passieren könnte, wenn aus Russland kein Gas mehr ankommt, was viele Ukrainer wiederum begrüßen würden. Aber es gibt auch eine erfreuliche „Rückkehr" zu würdigen, in der Kunst, in Königstein.

Carsten Knop

Herausgeber.

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Flucht: Für eine Sache hat Galina Nesterenko wenig Verständnis. Wenn zuhause Krieg herrscht, wenn Bomben auf das eigene Haus fallen können, Nachbarn verschwinden, Bekannte an der Front kämpfen und alle paar Minuten das Handy klingelt, weil jemand sagen will, dass es ihm gut geht – dann, in diesen Momenten, eine halbe Stunde für Pressefotos posieren zu müssen, empfindet sie als Zeitverschwendung. Immerhin, es sind gute Bilder geworden – denn Nesterenko ist seit elf Tagen in Wiesbaden. Eigentlich arbeitet sie als Professorin für Informations- und Innovationsmanagement an der Universität Kiew. Nun ist sie Stipendiatin eines Programms von der Business School der Hochschule Rhein-Main, das geflüchtete ukrainische Wissenschaftler ein halbes Jahr lang fördert. Kim Maurus hat mir ihr gesprochen – und Tim Neumann hat die Flucht von Valentina begleitet. Sie ist die Frau, die Charkiw verlassen musste. Ihren Mann hat sie zurückgelassen, um ihre Kinder zu retten.

Sorgen: Im Wiesbadener Industriepark Kalle-Albert nehmen wegen der Folgen des Ukraine-Krieges die Befürchtungen im Hinblick auf die Versorgungssicherheit der 75 Standortunternehmen mit ihren knapp 6000 Beschäftigten zu. „Der kritischste Aspekt ist die stabile Versorgung mit Erdgas“, heißt es vom Industrieparkbetreiber Infraserv. Sollte kurzfristig der Energietransport aus Russland über die Ostsee-Pipeline „North Stream 1“ nach Deutschland eingestellt werden, wie dies Russland angedroht habe, sieht Infraserv „vermutlich einschneidende Auswirkungen auf die Energieversorgungslage in Deutschland.“ Es sei zu befürchten, dass dann auch die industrielle Erdgasnutzung erheblich eingeschränkt werden müsste. Mit dann schwerwiegenden Folgen für den traditionsreichen Industriepark in Biebrich. Oliver Bock hat sich die Lage genauer angeschaut. Wir haben da so eine Ahnung, dass die Ukrainer in der Region eine eigene Meinung zu diesen Gaslieferungen haben.

Rückkehr: Die „Badenden“ von Ernst Ludwig Kirchner sind zurück in Königstein. Das bedeutende Werk des deutschen Expressionismus ist dort zu sehen, wo es geschaffen wurde, allerdings nur als Rekonstruktion, weil das Original unwiederbringlich zerstört ist. Kirchner hatte den Zyklus von Wandgemälden im Jahr 1916 bei einem Aufenthalt in einer Königsteiner Kurklinik, dem Sanatorium Dr. Kohnstamm am Ölmühlweg, geschaffen. Dargestellt werden Szenen am Strand der Ostseeinsel Fehmarn, die der Maler als Erholungsort ebenso sehr schätzte wie den Taunusort. Die Nationalsozialisten erklärten die expressionistischen Gemälde zur „entarteten“ Kunst und ließen sie abwaschen und übermalen. Die Rekonstruktion der Wandmalerei ist bis Anfang Juni in einem fünf Meter hohen Kubus in der Konrad-Adenauer-Anlage in der Königsteiner Stadtmitte zu sehen.

Und außerdem berichtet Marie Lisa Kehler über die aktuelle Corona-Lage in Hessen und darüber, was der Gesundheitsminister über die neuen Freiheiten denkt +++ kann sich Filmkomponist Hans Zimmer über den zweiten Oscar seiner Karriere freuen +++ stellt die schwarz-grüne Landesregierung in diesem Jahr 13 Millionen Euro für den Bau von Radwegen in Hessen bereit. Ralf Euler gehen die Dinge aber nach wie vor nicht schnell genug, wie er in seinem Kommentar schreibt.

Ihnen noch einen schönen Abend,

Ihr Carsten Knop

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