WELT AM SONNTAG: Herr Garton Ash, erleben wir derzeit den Niedergang des Westens?

Timothy Garton Ash: Wir stecken in einer schweren Krise des Liberalismus, aber sein Niedergang lässt sich aufhalten. Dieser Niedergang hat drei Dimensionen: Erstens der Angriff auf die Freiheit im Inneren – also: Ein Lehrer in Frankreich wird ermordet, nur weil er im Unterricht über die Meinungsfreiheit anhand von „Charlie Hebdo“ sprach.

Zweitens die Übertreibungen, die sich seit dem Ende des Kalten Krieges in einer Art liberalen Revolution ergaben. Und drittens eben der Aufstieg des Fernen Ostens bei gleichzeitigem Abstieg des Westens.

WELT AM SONNTAG: Die Erfolge Donald Trumps und anderer populistischer Bewegungen wie der AfD basieren zum Teil auf dem Frust der Abgehängten. Dieses Milieu ist in den letzten Jahren hinlänglich beschrieben worden, aber seine Lage hat sich kaum verbessert – oder?