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Johannes Gutenberg ist für manches berühmt geworden, das gar nicht stimmt. Er hat nicht den Buchdruck erfunden. Er ist noch nicht einmal der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, wie besser Informierte, die wissen, dass der Buchdruck lange vor ihm in Asien existierte, es ausdrücken. Er sah nicht so aus wie auf den berühmten Porträts. Und er hieß auch gar nicht Johannes Gutenberg.

Johannes Gensfleisch kam zwischen 1394 und 1405 in Mainz zur Welt. Sein Vater Friele Gensfleisch, ein Angehöriger der patrizischen Unternehmer- und Kaufmannsoberschicht der Stadt, besaß ein großes, Hof zum Gutenberg genanntes, Gebäudeensemble, das heute nicht mehr existiert. Nach diesem Haus gab sich Gensfleischs Sohn Johannes in seinen Zwanzigerjahren den heute bekannten Familiennamen.

Geborener Patrizier: das Gutenberg-Denkmal auf dem Rossmarkt in Frankfurt am Main

Quelle: picture alliance / Zoonar

Die Gensfleischs mussten wegen sozialer Konflikte zwischen den Patriziern und den Zünften zweimal Mainz verlassen und lebten längere Zeit in Eltville und Straßburg. Der junge Johannes wurde nach dem Besuch einer Lateinschule und eventuell auch der Universität ebenfalls Unternehmer. Mittlerweile hatte er sich auch Kenntnisse im Goldschmiedehandwerk und der Feinmechanik angeeignet.

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+++ Google feiert Johannes Gutenberg am 14. April 2021 mit einem Doodle namens „Zu Ehren von Johannes Gutenberg“. Anlass ist ein Jahrestag: Am 14. April 2000 startete das Gutenberg-Museum zu seinen Ehren eine retrospektive Ausstellung. +++

Ausführlich aus Prozessakten dokumentiert ist ein Geschäft Ende der 1430er-Jahre, bei dem es um die Herstellung und den Verkauf von Wallfahrtssiegeln ging. In diesen Akten tauchen auch schon Hinweise darauf auf, dass Gutenberg dabei war, sich damals Blei und eine Presse für eine Druckerwerkstatt anzuschaffen.

Seite einer Bibel aus Gutenbergs Werkstatt

Quelle: picture alliance / akg-images

Sicher nachweisbar ist eine Tätigkeit als Drucker aber erst nach Gutenbergs Rückkehr nach Mainz Ende der 1440er-Jahre. Nachdem ihm der reiche Kaufmann Johannes Fust (den manche frühere Forscher mit der legendären Faust-Gestalt verbanden) 600 Gulden für Startinvestitionen geliehen hatte, begann er zuerst Einblattdrucke – beispielsweise Propagandaflugblätter gegen die damals Europa bedrohenden Türken und päpstliche Aufrufe zu einem Kreuzzug gegen sie – zu drucken. Auch erste kleinerer Bücher entstanden in seiner Werkstatt, beispielsweise das lateinische Grammatiklehrbuch „Donat“.

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Für Gutenbergs berühmtestes Projekt, die lateinische Vulgata-Bibel mit 42 Zeilen pro Seite, musste er sich noch einmal 800 Gulden von Fust leihen, was ihm später zum Verhängnis wurde. 1452–54 entstand das Meisterwerk, dessen Schönheit auch fast 500 Jahre später noch fasziniert.

Nachbau von Gutenbergs Druckmaschine im Mainzer Gutenberg Museum

Quelle: Universal Images Group via Getty

Die Leistung des Erfinders Gutenberg bestand darin, dass er verschiedene technische Neuerungen zu einem Gesamtverfahren verband, das erstmals die massenhafte und dennoch ästhetisch und qualitativ anspruchsvolle Herstellung von gedruckten Büchern ermöglichte. Seine Druckerpresse konstruierte er beispielsweise wohl nach dem Vorbild einer Spindelpresse für Papier und Wein. Diese Art von Pressen, bei denen eine Metallplatte mithilfe eines Schraubmechanismus gleichmäßigen Druck von oben auf das Papier ausübt, blieb jahrhundertelang üblich.

Zu seinen weiteren epochalen Erfindungen gehören ein Gießinstrument, mit dem sich die frei kombinierbaren Metalllettern einfach und präzise erstellen ließen, und eine verbesserte Druckerfarbe. Alles zusammen löste eine Medienrevolution aus, die die Welt veränderte. Buchwissen, aber auch Nachrichten und Propaganda wurden durch den Massendruck für ein breites Publikum zugänglich. Geistige Bewegungen wie die Reformation mit Luthers zig tausendfach gedruckter Bibelübersetzung wären ohne Gutenbergs Werk kaum denkbar gewesen. Vielen Historikern gilt er deshalb als „Mann des Jahrtausends“.

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Mainz wurde für einige Zeit die Hochburg der neuen Technik – vergleichbar dem heutigen Silicon Valley –, in der sich auch viele andere Spezialisten das Wissen über die Druckkunst aneigneten. Dann lief Italien zunächst Deutschland den Rang ab – auch mithilfe von Mainzer Spezialisten, die nach der Mainzer Stiftsfehde (einem kriegerisch ausgetragenen Kampf um den Bischofssitz 1461/62) vom Sieger Adolf von Nassau aus der Stadt vertrieben wurden. Während dieser Fehde druckten erstmals beide Seiten massenhaft Flugblätter in Mainz.

Gutenberg hatte zu diesem Zeitpunkt längst seine Werkstatt an Johannes Fust abgegeben, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte. Später verlor er offenbar auch den Gutenberg-Hof, weil er bei der Stiftsfehde möglicherweise auf der falschen Seite gestanden hatte. Als Drucker blieb er aber offenbar weiter tätig. Der siegreiche Bischof nahm ihn später auch in Gnaden als Hofedelmann mit guter finanzieller Ausstattung auf.

So stellte man sich den Meister in seiner Druckerei vor

Quelle: picture alliance / Design Pics

Als Todesdatum Gutenbergs gilt der 3. Februar 1468, weil 1913 der Lokalhistoriker Ferdinand Roth eine Angabe veröffentlichte, die lautete: „Anno domini MCCCCLXVIII uf sant Blasius tag starp der ersam meinster (!) Henne Ginsfleiß, dem got genade.“ Die entsprechende Urkunde hat aber außer Roth nie jemand gesehen. Da Roth später mehrfach nachgewiesen wurde, dass er solche Quellen gefälscht hat, wird seine Angabe mittlerweile bezweifelt. Sicher ist nur, dass Gutenberg vor dem 28. Februar 1468 starb.

Sein Grab in der Franziskanerkirche existiert nicht mehr, weil das Gebäude im 18. Jahrhundert abgerissen wurde. Das berühmte Porträt, das Gutenberg zeigt, entstand erst lange nach seinem Tode. Wie er wirklich aussah, ist unbekannt. Über den Mann, der das gesamte Wissen der Welt für alle verfügbar machte, weiß man frustrierend wenig.

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