1. Die deutsche Schneit-Kultur

Die Tagesschau fängt mit dem Wetter an – verkehrte Welt? Zu spät eingeschaltet? Nein, die Angstgegnerin der Deutschen ist über das Land gekommen: Die überfrierende Nässe fürchten so gut wie alle, ob sie nun zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder mit dem Auto im Stau stehen. Meteorologen hatten vor einer teils extremen Unwetterlage gewarnt, doch das große Chaos blieb glücklicherweise aus – offenbar auch, weil viele Leute lieber nicht ins Freie gingen. Aber ja, es gab Unfälle, Schulen blieben geschlossen, Flugzeuge am Boden, Busse und Züge in den Depots (wie glatt es in Deutschland lief, lesen Sie hier).

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Bis spätestens Donnerstag – für einige Regionen auch schon im Laufe des Mittwochs – erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Entspannung der Unwetterlage. »Zum Wochenende können wir uns dann verbreitet auf kaltes Winterwetter mit Sonnenschein freuen«, heißt es von den Meteorologen.

Weil auch unsere Nutzerinnen und Nutzer sich heute vor allem für das Wetter interessieren, haben wir in der Redaktion länger über das Thema gesprochen. Nun liegen hier noch einige ungenutzte Wortspiele für unveröffentlichte Schlagzeilen rum: Schwarz-Rot-Glatt, Schwarz-Rot-Cold, Eiskaltes Ländchen, Blüh im Glanze dieser Glätte, Frier gewinnt. Ihnen fällt etwas Besseres ein? Schreiben Sie gern an lageamabend@spiegel.de  .

  • Hier im Video zeigt der Pinguin Taotao (der heißt wirklich so), wie Sie heile übers Eis watscheln.

2. Das andere Deutschland nicht aufgeben

»Das Andere Deutschland«, so heißt eine alte SPIEGEL-TV-Doku über Willy Brandt, die mich als Schüler beeindruckt hat. Wenn ich mich richtig erinnere, bekam ich die Videokassette bei einer Brandt-Ausstellung im Rathaus Schöneberg, von wo aus er einst die geteilte Stadt regierte. Der Film erzählt, wie Brandt vom sozialistischen jugendlichen Widerstandskämpfer gegen die Nazis zum Kanzler und Friedensnobelpreisträger wurde. Zum Symbol für ein verändertes Deutschland, ein weltoffeneres, ein besseres. Brandt selbst sprach meist eben vom »anderen Deutschland«.

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Demonstranten in Köln

Foto: IMAGO / Guido Schiefer

Sorry, vielleicht ein bisschen pathetisch, aber dieses andere, das anständige Deutschland ist bedroht. Das scheint – endlich – mehr und mehr Leuten klar zu werden. In vielen Städten gehen Zehntausende bei Minusgraden auf die Straße, um gegen den Rechtsextremismus zu demonstrieren:

  • »Gegen die Massenabschiebe-Pläne von AfD & Co.« lautete das Motto gestern in Köln (hier mehr dazu),

  • am Freitag heißt es »Hamburg steht auf«,

  • am Samstag soll es in Dortmund Proteste für »unsere Demokratie und gegen Menschenverachtung« geben.

Auch die Wirtschaft wacht auf, wie ein Team um meinen Kollegen Martin Hesse berichtet: Ungewohnt offen kritisieren demnach Konzernlenker und Manager die AfD. »In Dax-Kreisen heißt es, das Potsdam-Treffen habe etwas in Bewegung gebracht, es sei eine Grenze überschritten worden.« (Mehr hier  .)

Mit was für Leuten man es in der AfD zu tun hat, davon bekommen Sie einen Eindruck in unserem Talk »Spitzengespräch«, moderiert von meinem Kollegen Markus Feldenkirchen. Ein Ex-Parteimitglied sagt dort: »Mir haben AfD-Mitglieder aus meinem Kreisverband den Tod gewünscht.«

  • Sehen Sie hier die ganze Sendung: Ex-AfD-Mitglied gibt erschreckende Einblicke ins Innere der Partei

3. Die Waldmeisterschaft

Augen auf und durch: Am Freitag startet das nächste Dschungelcamp. Offenbar ist David Odonkor, 39, dabei. Über den weiß sogar ich Fußballlaie, dass er bei der WM 2006 gegen Polen das Tor vorbereitete. Immerhin waren wir Gastgeberschland. Aber seitdem? Nichts gehört. Offenbar gewann er 2015 bei »Promi Big Brother«, wie meine Kollegin Anja Rützel berichtet.

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Die zwölf Kandidaten des Dschungelcamps 2024

Foto: [M] DER SPIEGEL / RTL

Noch weniger präsent war in den vergangenen Jahren Heinz Hoenig, 72 (»Das Boot«, »König von St. Pauli«, »Der Schattenmann«). Anja prognostiziert: »Interessant ist an Hoenigs Dschungelperformance nicht nur, wie er sich in die Schnattertruppe der Junghühner und -hähne einfügt, sondern vor allem, ob er der Tradition vorangegangener Alterskandidaten folgen und die meisten Prüfungen altersbedingt aussitzen muss.«

  • Wer sonst überraschen wird? Wer ins Finale kommen kann? Anja wagt die Prognose. Hier mehr .

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Regierung könnte doch vor Bundestagswahl über Klimageld entscheiden: Wann kommt das Klimageld – und wie wird es aussehen? Diese Entscheidung will die Bundesregierung offenbar doch noch in dieser Wahlperiode treffen. Zuvor hatte Finanzminister Lindner dem eine Absage erteilt.

  • EU setzt Huthi-Miliz vorerst nicht auf Terrorliste: Die US-Regierung hat die Huthis als terroristische Organisation eingestuft – die EU sieht vorerst von diesem Schritt ab. Er hätte vor allem symbolischen Wert.

  • Chinas Bevölkerung schrumpft weiter: China leidet seit Langem unter einem starken Geburtenrückgang. Nun ist die Bevölkerung im zweiten Jahr in Folge zurückgegangen. Experten sehen die Hauptgründe dafür in den hohen Lebenshaltungskosten.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Grüne und FDP lehnen Taurus für die Ukraine ab – obwohl sie eigentlich dafür sind: Vertreter von Grünen und FDP fordern seit Monaten Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine. Doch einem entsprechenden Antrag der Union wollen sie im Bundestag nicht zustimmen. Dem SPIEGEL liegen ihre Erklärungen vor .

  • Macron beschwört die Revolution: Er ist in seine zweite Amtszeit gestolpert. Nun versucht Emmanuel Macron den Neuanfang – deutlich konservativer und mit dem jüngsten Premier aller Zeiten. So will er Vertrauen zurückgewinnen. Der Auftakt hat schon mal nicht geklappt.

  • Schmutziger als erlaubt: Per Gerichtsbeschluss müssen zahlreiche Diesel von VW, Audi oder Seat von den Straßen verschwinden oder nachgerüstet werden. Es ist eine späte Konsequenz des Dieselskandals – und noch lange nicht die letzte.

Was heute weniger wichtig ist

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Foto: Catarina Demony / REUTERS

Über Pfote nur Gutes: Der im Oktober gestorbene Bobi, 31, war womöglich gar nicht der älteste Hund der Welt. Die Guinness-World-Record-Organisation hat dem Tier post mortem den Titel entzogen. Es seien Zweifel an seinem tatsächlichen Geburtsdatum aufgetaucht, berichtet die portugiesische Zeitung »Público«. Eine Anfrage beim Haustierregister habe ergeben, dass der Vierbeiner dort am 3. Juni 2022 registriert worden sei: »Bei der Registrierung gab der Besitzer des Tieres an, dass es im Jahr 1992 geboren wurde, aber uns liegen keine Unterlagen vor, die diese Aussage belegen oder widerlegen.«

Mini-Hohlspiegel

Von chip.de: »Kein Pfand zahlen Kunden auch weiterhin für Einweg-Pfandflaschen.«

Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

Cartoon des Tages

Und heute Abend?

Könnten Sie einen Krimi lesen. Erstmals erscheint einer von Samuel W. Gailey auf Deutsch: In »Die Schuld« lässt er eine Alkoholikerin auf Gangster treffen. »Das hätten die Coen-Brüder kaum schöner erzählt«, findet mein Kollege Marcus Müntefering (hier die ganze Rezension).

Ihnen einen spannenden Abend. Herzlich
Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion