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Kundgebungen gegen Kürzungen bei Ford: Warnstreik leidet unter dem Wetter

Foto: Oliver Dietze / dpa

Mit Warnstreiks beim Ford-Werk in Saarlouis will die IG Metall ab diesen Mittwoch (9.30 Uhr) den Druck auf die aktuellen Sozialtarifverhandlungen erhöhen. Zum Auftakt seien die Beschäftigten im Laufe der Frühschicht aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, teilte die IG Metall Völklingen mit. Man rechne damit, dass mehr als 2000 Menschen zu einer geplanten Kundgebung kommen werden. »Die Produktionsunterbrechung soll schon deutlich sein«, sagte der zweite Bevollmächtigte Ralf Cavelius.

Wegen Blitzeises im Saarland hat die Gewerkschaft die Kundgebung im Ford-Werk Saarlouis spontan auf den Innenbereich verlegt. »Die Lage ist wettertechnisch eine Katastrophe«, sagte der Gewerkschaftsbevollmächtigte Lars Desgranges. Wegen des Eisregens und spiegelglatten Bodens könne man den Warnstreik nicht wie geplant vor den Werkstoren durchführen.

»Wir werden ihn aber nicht absagen, sondern in drei Hallen Indoor-Veranstaltungen machen«, sagte er. »Es wird warngestreikt, es werden keine Autos gebaut, wir werden das durchziehen. Aber wir wollen die Kollegen nicht gefährden.« Die Gewerkschaft rechnete damit, dass mehr als 2000 Menschen zu der geplanten Kundgebung kommen.

Gespräche mit Investor gescheitert

Weitere Warnstreiks sind für Donnerstagnachmittag und für die Nachtschicht auf Freitag geplant. »Wir wollen, dass in die Verhandlungen Bewegung reinkommt«, sagte Cavelius. Bisher liege man mit dem US-Autobauer bei Forderungen und Angeboten weit auseinander.

Mitte 2025 soll in Saarlouis die Produktion des Ford Focus auslaufen. Im Moment geht es laut IG Metall darum, welche Mitarbeiter einen der 1000 verbleibenden Ford-Arbeitsplätze erhalten, sowie um Abfindungen und Qualifizierungsangebote für die anderen Beschäftigten. Bislang ist kein Nachfolge-Investor gefunden. Deshalb stehen rund 3750 Beschäftigte vor einer ungewissen Zukunft.

Laut IG Metall sind die Verhandlungen, die seit Mitte Oktober laufen, ins Stocken geraten. Sie sollen in den nächsten Tagen weitergehen. Ein Ford-Sprecher wollte sich Ende vergangener Woche auf Anfrage nicht zum Stand der Verhandlungen äußern.

Der Autokonzern Ford befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel, er schwenkte relativ spät auf den Elektrokurs ein. 2023 wurde in Köln die erste E-Auto-Produktion des Unternehmens in Europa eingeweiht, das Verbrennermodell Fiesta wurde hingegen eingestellt. Ford hatte wegen des Strukturwandels 2023 angekündigt, europaweit 3800 Stellen abzubauen – davon 2300 in Deutschland. Davon betroffen sind hierzulande die Standorte in Köln und Aachen.

Gespräche mit einem Großinvestor über eine Übernahme des Werks galten im Herbst als gescheitert. Die Mitarbeiter hatten große Hoffnungen in die Rettung des Werks gesetzt, nachdem Ende Juni von konkreten Vereinbarungen mit dem Investor berichtet worden war. Laut dem saarländischen Wirtschaftsminister Jürgen Barke hatte das Land für solch eine Lösung ein Paket in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags auf den Tisch gelegt.

Ford hatte bereits vor Längerem angekündigt, sich aus Saarlouis zurückzuziehen. Aktuell arbeiten dort 4400 Mitarbeiter, hinzu kommen weitere 1300 in Zuliefererbetrieben.

apr/dpa